"In Brasilien fahren sehr viele Autos mit E85, und zwar seit vielen Jahren ohne Probleme, deshalb werden solche Motoren bzw Fahrzeuge dort auch produziert. Allerdings befürchte ich - im Hinblick auf die hier herrschende E10 Hysterie - daß wir Europäer und speziell wir Bundesdeutsche für diese Art von technischen Fortschritt noch nicht reif genug sind."
J-2 Coupe: Bei letzterem gebe ich Dir komplett recht. Nur bei ersterem sollte man daran denken, dass das E85 für die Brasilianer einfacher billiger war und ist als Öl. Damit begann der Markt dort.
Neresco:
Da ich 4 Jahre lang in einem Lancia Y 1.2 mit Ethanol und diversen Modifikationen rumgespielt habe, möchte ich auch gerne was dazu schreiben.
Dein I10 hat ja nen "Hyundai KIA Epsilon"-Motor. Prinzipiell ähnelt er also sehr einem (Fiat) F.I.R.E.-Motor. (beide SOHC, Grauguss-Block, Alu-ZK). Aber das nur am Rande.
"Der Unterschied ist lediglich, dass die Software andere Parameter bekommen hat, um das Einspritzverhalten zu verändern."
Damit das Fahrzeug unter Ethanol läuft, hast Du Recht. Dennoch sind einige Werkstoffe oftmals anders: Kraftstoffleitungen (da wären wir bei den eventuellen Spätschäden, die bei meinem Fahzeug aber auch nach 4 Jahren zumindest nicht offensichtlich waren), aber v.a. die Einspritzventile. Bei mir war es nur eins (SPI), bei Deinem 4 (MPI). Die Einspritzventile waren schon Ende der 80er beschichtet, um gewissen Chemikalien etwas entgegen zu setzen. In den Handbüchern der Werkstätten stand da auch Ethanol als "Aggressor" dabei. Da würde ich also auch auf Dauer einen Blick drauf werfen.
Wenn Dein Fahrzeug damit gut fährt und anspringt ist doch schon mal gut. Die Software der Einspritzung ist nunmal adaptiv, aber nur in einem bestimmten Rahmen. Da der ab höheren E-Mischungen überschritten wird (fahrzeugabhängig), gibt es u.a. nachträgliche Steuergeräte für sowas (die aber auch ziemlich simpel und dumm sind, exakt ist anders).
Beim Y konnte man noch frimeln, da man so ein Steuergerät mittels anderer Benzinpumpe und einstellbarem Einspritzdruck imitieren konnte. (Ein F.I.R.E. bleibt einfach nur geil: Crossflow, Einspritzung vor der Drosselklappe. *SABBER* Das ist noch alter Motorsport!)
Zurück zum Thema.
Prinzipiell hast Du folgenden Zustand, wenn Du Ethanol tankst.
Er verbrennt magerer (Ethanol kann weniger Luft verbrennen als Benzin), die Einspritzelektronik regelt nach (Lambdaregelung), das Gemisch fettet (also mehr Kraftstoff im Verhältnis zur Luft) über längere Einspritzzeit oder nachtakten an, so dass Lambda 0,87-0,89 erreicht wird. Ansonsten würde es noch heisser werden als es eh schon ist im Brennraum. Kann die Einspritzung das nicht mehr kompensieren ab einer kritischen E-Mischung, läuft die Kiste zu mager. Und damit zu heiss --> geht am stärksten auf die Ventile.
"Wie schon weiter oben geschrieben ein Mehrverbauch ist da, aber da er reiner? verbrennt, kommt es auch zu höheren Oktan Zahl (Forumwissen).Auf jeden Fall kann ich bestätigen, dass der Motor mehr Leistung aufweist bzw etwas mehr Spitze hat und die niedrigeren Drehzahlen ruhiger laufen."
Höhere OZ ja, allerdings nutzt die nur was, wenn der Klopfsensor diese auch "lesen" kann (das können selbst die Porsche Supermotoren nicht über OZ98) und Kennfelder im Steuergerät dafür hinterlegt sind.
Eine Motorelektronik arbeitet immer an der Klopfgrenze, um höhere Drücke zu erzielen und damit effizienter und stärker zu sein. Bei OZ98 ist auch beim Hyundai definitiv unter normalen Bedingungen schluss, du hast also maximal soviel Leistung wie unter SuperPlus. Gegenüber Super sind das vielleicht allerhöchstens 2%, und dies auch nur, wenn die Kiste fast klopfen sollte (also theoretisch bei Verkokungen, hoher verlangter Leistung ("Drehorgel", ölige Blow-by-Ventil-Einträge --> praktisch im Sommer und du ihn "jagst").
Und was wären überhaupt 2% von 70PS oder so: 1,4 PS! Wer die merkt, muss ein Geniesser sein. Oder Träumer.
Jetzt zur "Gefahr" und gleichzeitig angeblich fühlbaren Mehrleistung:
Die Lambdaregelung kommt nicht mehr hinterher. Denn bei E50 würde ich mal fast davon ausgehen. (Eine Möglichkeit zum Überprüfen: Zündkerzen ausbauen und nach der "Farbe" schauen. Andere Möglichkeit: Lambdawert Vollast, besser Breitbandlambdasonde. An den Zündkerzen - bestimmt erst bei der 2.Inspektion dran, kann die Werkstatt sehen, ob Du es nicht schon weit übertrieben hast.)
Da also die Regelung nicht mehr ausreicht, läuft er wenigstens unter Vollast (=Gaspedal durchtreten) zu mager. Das Ansprechverhalten eines Saugers ist so häufig etwas spontaner, d.h. er kommt bei Lastwechsel schneller aus dem Knick. Aber mehr Leistung sollte er selbst bei einem schlechten WerksSetup nicht haben. Fetter bringt mehr Leistung (auch nur vielleicht 2%).
(Die Garantie hätte ich mir aber auch nicht verscherzt.)