Die Zahl an EU-Import-Käufern steigt nicht, das täuscht. Die gab und gibt es schon ewig und der Anteil am Gesamtmarkt ist seit Jahren oder fast Jahrzehnten recht konstant. In den 80er Jahren hieß das noch Grauimport oder Parallelimport und war für den Käufer und Verkäufer umständlicher und riskanter als heute, weil die Herstellergarantien oft auf das ursprüngliche Lieferland beschränkt waren und jedes Fahrzeug eine Einzelabnahme beim TÜV brauchte. Es ging aber auch - ich habe mir in den 80er Jahren ein Motorrad als Grauimport gekauft.
Noch ein paar Worte zu den Ausstattungen: Natürlich können EU-Fahrzeuge auch weniger oder andere Ausstattungen haben. Nehmen wir den Peugeot 206 als Beispiel. Der Peugeot 206 hatte von Anfang an Servolenkung und ABS serienmäßig. In Deutschland! Es gab aber für andere Märkte auch welche ohne ABS. Als EU-Fahrzeug kamen davon auch welche nach Deutschland. Beim letzen Corsa (und beim aktuellen sicher auch) sind in einigen Ländern die Ausstattungen üppiger, aber die Felgen sind kleiner. Die deutschen Käufer legen halt weniger Wert auf Komfort, ihnen ist die schickere Optik mit größeren Felgen und Reifen mit geringerer Schulterhöhe wichtiger.
Es ist also sehr wahrscheinlich, daß es Abweichungen bei den Ausstattungen gibt. Und natürlich gilt das nicht nur für die sichtbaren Luxusausstattungen, sondern auch für Dinge, die man nichts sofort sieht. Einschließlich der Garantie, denn auch die kann abweichen. Die ist aber manchmal sogar umfangreicher!
Grundsätzlich können auch Fahrwerkskomponenten oder die Bremsen anders sein. Das hat einen ganz banalen Grund: Sagen wir mal, es gibt drei Motorversionen. In Deutschland bekommt nur der schwächste keine Sabilisator, ab der mittleren Motorisierung gibt es einen zusätzlichen Stabilisator. Macht Sinn, weil in Deutschland schnell (Autobahn!) und aggressiv gefahren wird. Es kann durchaus sein, daß es im Nachbarland X mit viel langsamerem und ruhigeren Verkehr auch die stärkeren Modelle keinen Stabi bekommen, während es im Nachbarland Y mit miesen Straßen umgekehrt ist und dort alle Modelle einen Stabi haben.
Wer bei verschiedenen EU-Importeuren fragt, bekommt natürlich unterschiedliche Antworten - schließlich importiert der eine aus dem Land X und der andere aus dem Land Y!
Es bleibt einem nur eines übrig: Man muß detailliert nach den Ausstattungen fragen, sich ggf. Unterlagen aus dem jeweiligen Land besorgen und genau vergleichen, was das Auto hat und was nicht. Bei unserem i20 ist der erste Unterschied, daß es die Lackierung in Deutschland nicht gibt. Außerdem haben wir einen 1.1 CRDi ohne blue. Was mir angesichts des kleinen Turbomotors ganz angenehm ist, da das Start-Stopp-System den Verschleiß erhöht. "Vun nix kütt nix", wie der Kölner sagt.
Im Grunde ist es simpel: Man muß sich genau ansehen, was man vom Marken- oder EU-Händler zu welchem Preis angeboten bekommt. Und das kann sogar von EU-Importeur zu EU-Importeur anders sein. Die einem wichtigen Punkte bzw. Ausstatungen muß man dann im Vertrag festhalten lassen. Dann kann man auch darauf pochen, daß die gewünschte Ausstattung vorhanden sein muß. Ein "ist beim deutschen Modell aber drin!" reicht nicht.
Der i20 ist nicht unser erstes EU-Fahrzeug. Ich würde das jederzeit wieder so machen, denn so ein Kauf hat viele Vorteile. Aber eben auch Nachteile. Schon die Kaufentscheidung ist schwieriger, denn alleine der Preisvergleich ist durch die unterschiedlichen Ausstattungen recht umständlich. Aber das Auto ist deutlich billiger. Unser i20 hätte noch immer deutlich unterm Listenpreis beim deutschen Vertragshändler 3.000 € mehr gekostet (ich habe ja ein Vergleichsangebot eingeholt), wäre dann aber auch ein blue mit Start-Stopp-Automatik und geringerem Verbrauch gewesen.
Gruß Michael