Wie im Maschinenbau üblich, wird mind. eine siebenfache oder bei sicherheitsrelevanten Teilen sogar eine mind. 30fache (teilweise sogar eine 200fache) Sicherheitsreserve mit einkalkuliert. Das betrifft eben auch die Schmierstoffe.
Eben weil man nicht alle Eventualitäten abschätzen kann, verständigt man sich auf das kleinstmögliche Risiko. Besonders bei neuen Motoren, wo die Umdrehungszahl des Laders und damit der Welle, in schwindelerregende Höhen getrieben wird, ist die Schmierfähigkeit des Öls heute noch wichtiger als vor zehn Jahren.
Es ist halt auch ein deutlicher Unterschied, ob ich die 30TKM im Langstreckenbetrieb nach Italien erreiche, oder jeden Tag nur drei Kilometer zur Arbeit oder ins EK-Zentrum fahre. Es ist ein Unterschied, ob ich den Motor mit 130 oder 200 über die Bahn bewege, ob der Lader 50.000 U/min oder 250.000 U/Min macht. Auch ist der Motorzustand entscheidend. Der Ölverbrauch steigt auch mit zunehmendem Alter. Wer also alle 5 Tkm einen Liter nachkippen muss, macht den Wechsel halt schleichend.
Nehmen wir als Beispiel das Automatikgetriebe, welches sich in einem "geschlossenen" System befindet und nicht den extrembelastungen eines Verbrennungsmotor ausgesetzt ist. Auch hier sieht man, dass die Viskosität bei Laufleistungen um 150Tkm deutlich zunimmt. Ich habe Öle bei den wartungsfreien (zumindest auf dem Papier z.B. beim W202) Mercedes-Automaten gesehen, die beim Ablassen einen sirupähnlichen Zustand hatten. Da war entweder das Getriebe hin oder die Fahrer haben sich massiv über Schaltprobleme beschwert. Nach dem Ölwechsel hat die Automatik wieder seidenweich geschaltet und der drohende Schaden war nochmal abgewendet.
Selbst oder besonders bestimmte alte Motoren brauchen regelmäßig einen Wechsel. Nehmen wir da mal einen 54er 300SL als Beispiel. Dieser Motor hat die negative Angewohnheit (beim Ausschalten) massiv Kraftstoff ins Öl zu werfen und Motorschäden sind in dieser (eigentlich sehr gepflegten) Baureihe auch auf die Schmierung zuruckzuführen, obwohl heute moderne Öle (hier i.d.R. ein 20W50) verwendet wird. Wer also den alten Reihensechser einmal jährlich für eine lange Ausfahrt nutzt, hat ein geringeres Risiko als der wöchentliche/sonntägliche Eisdielenbesucher.
Ich kann auch das Öl ablassen, fahre zehn Kilometer und habe immer noch keinen Motorschaden. Deshalb kann ich nicht den Rückschluss führen, dass die werkseitig angegebenen Füllmengen quatsch sind.