Hallo zusammen,
ich habe mich eine Weile gefragt wo das nun rein passt, aber ich denke hier ist das am Besten aufgehoben.
Eine kleine Geschichte zu meinem treuen i30 CW, auch genannt Pawel, bzw. meinem kompletten Autoleben:
Das
eigene Auto ist wie ein Partner, man geht eine Art Beziehung ein
(zumindest meiner Ansicht nach). Man lernt voneinander, begibt sich in
eine Art Abhängigkeit und profitiert voneinander (mal mehr mal weniger).
Auch emotional sind wir oft dabei wenn`s um des deutschen liebstes Kind
geht. So kann ich auf einige wilde und andere weniger wilde Zeiten
zurückblicken.
Alles fing an mit Feurigen Diven aus dem Hause Alfa
Romeo, viel Spaß, sehr viel Leid, so manche Enttäuschung und dennoch
unterm Strich eine Schöne Zeit verband uns.
3 Verschiedene wilde und
ungezügelte Diven durfte ich eine Weile begleiten, meiner roten Zora
weine ich immer noch gelegentlich eine Träne hinterher. Ein Alfa 147 2.0
JTD 16V, professionell gechipt, bärenstark, zuverlässig und dank
Sportfahrwerk konnte man ihre gut beleibten Hüften auch mal zackig um
die Kurven schubsen. Ein Genuss, doch die Vernunft sagte mir, nein, "das
hat keine Zukunft mit uns". Ich nahm einen Job mit weitem Arbeitsweg an
und musste so täglich 200km fahren, die 160000km die meiner Zora
bereits zu Gesicht standen erschienen mir zu viel. So kam der
"vernünftige" unvernünftige Kombi mit selbem Motor aus dem gleichen
Gestüt.
Nun selten wurde ich härter enttäuscht, wenn sie fuhr dann
fuhr sie gut, es war reichlich Platz, ich habe es genossen. Die 17
Zöller standen ihr ganz großartig, dennoch ließ sie mich bereits mit
75000km mit defektem Getriebe auf einem Berg Kosten sitzen..
Ich gab
ihr eine zweite Chance, doch bereits bei 90000 ereilte dem Tubolader
ein all zu früher Tod und ich musste mich um meiner selbst willen aus
dieser wilden aber entbehrungsreichen Beziehung lösen.
Ich war
maßlos enttäuscht und hatte genug von all dem Chick und Glanz und begab
mich auf ganz neue Wege, ein rüstiges Mädchen wurde es, ein Mercedes
190, mit 2l Benziner und Automatik. Nicht nur der Geruch betörte mich
von Anfang an im Innenraum, nein auch die Aufmachung bezauberte mich
nach all der Technik. Zweckmäßig, spartanisch aber dennoch absolut
charmant.
Die schwarze schlichte Innenaustattung war zeitlos, die
Sitze unsäglich bequem, ich hatte eine solch spontane Sympatie noch
nicht erlebt.
So wurde aus der Trotzaktion dann doch eine Romanze
die mich 120000km mit äußerst wenig Stress und Schäden herrlich
entspannt durch die Gegend brachte. Viele tolle Geschichten, Roadtrips
mit Freunden, Konzertbesuche und Festivals hat die alte Dame mit
gemacht, ohne Klagen und ohne Zipperlein.
Aber wie es im Leben
nunmal ist, auch wenn man lange die Augen verschließt kommt der Moment
wo auch die beste Beziehung in eine Krise gerät. Ihre Tage neigten sich
unweigerlich dem Ende entgegen, hier eine Undichtigkeit, dort ein
Ölleck, alles gut und alles in Ordnung, aber als das Herz, der gute 2l
so langsam im Sterben lag musste ich wieder eine Vernunftentscheidung
fällen und habe sie in den Winterschlaf versetzt.
Immer in der
Hoffnung sie später wieder zu wecken, aber der Tag kam nicht. So habe
ich sie traurig und gedemütigt einem Sammler in Stuttgart überlassen der
ihr ein neues Leben schenkte. Ich konnte ihr nicht geben was sie
brauchte und so lies ich die Alte Dame ziehen. Noch heute überkommt mich
die Wehmut wenn ich an den Moment denke an ich sie fort schickte, fast
ein Jahr nicht gelaufen, einfach nur eine neue Batterie und sie erwachte
nach zwei Umdrehungen zum Leben. EIn gutes Mädchen. Als sie auf dem
Anhänger davon fuhr wusste ich: eine Ära meines Autolebens ist
unwiederbringlich vorüber.
Ich tröstete mich mit einem Münchner
Wildfang, ebenfalls rüstig aber wieder ein Kontrast. Alt aber rüstig,
wunderbar in Schuss und mit einer heiseren, betörenden Stimme erwachte
jeden Morgen der 6 Ender zum Leben. 326000km zeichneten sie, aber haben
kaum Spuren hinterlassen. Ich war neu verliebt. Ihre M Ausstattung und
die Recaro Sitze versetzten mich in einen Rausch, sie verlangte nach dem
Gasfuß, sie gierte nach den Kurven und ich gab ihr was sie brauchte.
Ja
sie war durstig, sie ließ mich bluten, aber ich genoß es, die
Gasannahme ein Traum, der Durchzug ein Fest, auch jenseits der 200
souverän und je mehr sie den Fuß spürte desto lauter und
temperamentvoller wurde sie.
Aber auch hier nahte das Ende, die
Vernunft ergriff von mir Besitz. Nicht zuletzt meine Verlobte machte mir
klar das es keine gute Idee ist einen Hund täglich auf der Rückbank
eines Coupe`s zu transportieren.. und ich musste ihr schließlich Recht
geben.
Ich war deprimiert, Ziellos und hatte keine Lust mehr
mich mit diesen Themen zu beschäftigen. Es frustrierte mich das jeder
Weg der Spaß brachte mich entweder arm machen würde oder Gefahren mit
sich brachte die ich nicht mehr gewillt war sie ein zu gehen. Planlos
lief ich durch den Ort, auf der Suche nach Inspiration, auf der Suche
nach dem Rezept endlich Ruhe zu finden. Ich entschloss mich in den
"Absolute Vernunft" Modus zu gehen. Emotionslos, kalt und zielgerichtet.
Ich informierte mich über nüchtere Fakten, preisbewusst, sinnvoll, zuverlässig.
So
kam ich an einem schönen Samstag Morgen in meiner Ortschaft an einem
Hyundai Autohaus vorbei und sah ihn. Den Musterknaben. Hyundai i30CW,
1,6 Diesel, Automatik, Buchhalterausstattung aaaaber mit guter
Sicherheitsausstattung, Kurvenlicht, Nebelscheinwerfern, Tagfahrlicht.
Kein Schnick Schnack, niedriger Preis, EU Import aus Östereich.
Ich
sah noch einmal zurück auf die spannenden und aufregenden Zeiten meines
Autolebens und entschloss mich dazu das es nun Zeit wird erwachsen zu
werden. Die letzte Träne verdrückend unterschrieb ich den Kaufvertrag.
Die
erste Woche, noch von der Euphorie eines Neuwagenbesitzers getragen
glitt ich so dahin, genoß die Ruhe und den Frieden den mir der zugegeben
recht unspannende Wagen mir brachte. Ich fand zur Ruhe, meinen inneren
Frieden in greifbare Nähe und endlich das Thema Auto aus meinen Sorgen
und Ängsten verbannt. Der Hund gut geschützt hinter dem Gepäcknetz im
Kofferraum, das Fahren mühelos und entspannt. selten schrubberte ich
1000km am Stück so leicht weg wie jetzt, kaum eine Emotion packte mich
und kostete Kraft. Er tat einfach wozu er gemacht war. Nicht einen
Garantiefall hatte ich zu beklagen, die Inspektionen wohltuend
preiswert. Der Verschleiß an allen Ecken und Enden wirklich human. Nie
fiel er aus der Reihe der gute Musterknabe. Seines Zeichens letzter der
Serie, wohl erprobt, alle Kinderkrankheiten ausgemerzt. Die kleinen
Zipperlein verbuchte ich unter der Rubrik "Nobody`s Perfect" und sah
sowohl über die extrem schnell verkratzenden Instrumentengläser hinweg
wie auch das gelegentliche Knacken aus der Lenkung. So mancher
ruckeliger Schaltvorgang bei extremer Kälte konnte mich dank des üppigen
Garantiepolsters auch nicht aus der Reserve locken. Nicht einmal der
Angstgegner Batterie bei -10° konnte mich nach dem ersten Winter noch
erschrecken. Das Ausschalten der Start Stop Automatik wurde zur Routine
und ich war angekommen.
So langsam ertappte ich mich dabei wie eine
subtile Begeisterung in mir empor stieg. Ich sah ihn an vor der Fahrt
und merke wie ich unwillkürlich etwas grinste. Dabei erwischte ich mich
in der Tat ein paarmal. Dieser unspäktakuläre Wagen hatte mit seiner
unspannenden und zuverlässigen Art und Weise schlussendlich doch mein
Herz erobert. Roadtrips, lange Reisen, Ausflüge. Still und leise
begleitete er mich, uns auf diesen Wegen. Immer da, immer zuverlässig
und immer genau so wie man ihn erwartet.
Nun haben wir die 50000km
geschafft, ohne irgend etwas da sich auch nur der Erwähnung lohnen
würde. Die Bremsen: noch nicht gemacht, weil noch nicht nötig, auch nach
dieser Zeit habe ich noch nicht einen Regenerationsvorgang des
Partikelfilters aktiv mit bekommen, die Inspektion vor kurzem:
Unspäktakulär. Ein echter Musterknabe eben.
Der ewige Kreislauf, mit
diesem treuen Freund in der Tat nur noch halb so monoton. Ich steige
ein, ich gebe ihm Zeit zum vorglühen, ich drehe den Schlüssel und das
immer gleiche vertraute Geräusch der so lieb gewonnenen unspäktakulären
Art und Weise erfüllt mich mit Sicherheit und Freude. Ich schone ihn die
ersten km, die Autobahn liegt wie jeden Morgen noch 5km entfernt, das
weiß er zu schätzen. Jeden Morgen aufs Neue. Beschwingt nehmen wir die
20km Autobahn, buxieren uns zwischen all den Morgentlichen
Autobahnleichen hindurch, mal wilder auf der Linken mit 180 mal
entspannt cruisend auf der mittleren, die A5 ist unser Bromantic
Spielplatz. Wir kennen sie und sie kennt uns. Aber noch viel mehr kennen
wir uns.
Nun, es könnte ewig so weiter gehen, ich wüsste das er
mich noch weit tragen würde. Klar müsste ich hier auch mal etwas zurück
geben und die Zeit der größeren Kosten steht noch vor uns, aber wie es
im Leben nunmal läuft naht auch hier die Zeit des Abschieds.
Ich
hätte nie gedacht das es mir schwer fallen würde, war es doch das
ultimative Vernunftopfer meinerseits. Aber ja, er ist mir ans Herz
gewachsen der gute Musterknabe. Ich beginne jede Fahrt zu genießen und
bewusst zu erleben, nur um fest zu stellen das er mich exakt und ohne
die geringste Änderung genau wie am ersten Tag von A nach B bringt. Die
Sitze: nach wie vor einfach nur bequem, das Lenkrad quasi unbenutzt. Die
Handgriffe gehen flüssig und geübt. Aber Der Januar naht und damit auch
die nächste Stufe der Vernunft. Der Job verschafft mir das Privileg
eines Geschäftswagens zu guten Konditionen. Damit wird der Vernunftwagen
unvernünftig. Er muss weichen. Aber eigentlich habe ich mich schon viel
zu sehr an ihn gewöhnt. Ich mag ihn. Wer mir noch vor 2 Jahren gesagt
hätte das mir 110PS mal reichen würden.. den hätte ich wild schimpfend
eines besseren belehrt. Aber Tatsächlich bin ich vollends zufrieden.
Was
erwartet mich? So wie es aussieht ein Ford Mondeo Kombi, kräftige
180PS, Vollausstattung. Alle kleinen und großen Spielereien die ich all
die Jahre eigentlich nie gebraucht hab. Frontscheibenheitzung, pfff,
riesen Display und Google Car Play? Für was..
Ich reagiere
trotzig auf die unumstößliche Tatsache das es sich eben doch lohnt. Das
ich günstiger weg komm, das ein Wertverlust ebenso in die Rechnung rein
muss wie auch die Tatsache mit dem Geschäftswagen keinerlei spritkosten
mehr zu haben.
Es schmerzt mich schon wieder abschied nehmen zu
müssen, von meinem Musterknaben, den ich erschreckend lieb gewonnen habe
obwohl ich mit Hyundai so überhaupt nichts anfangen konnte zuvor.
Ein
gutes neues Zu Hause werde ich ihm suchen, das hat er verdient. Bis
dahin werde ich jeden einzelnen KM in wundervoller Unauffälligkeit
genießen und die letzten KM meinen stillen Abschied zelebrieren.
Mach`s
gut mein Treuer Freund, ich werde dich in sehr guter Erinnerung
behalten. Ich werde dich vermissen und ich bin mir sicher: Es war nicht
mein letzter Hyundai.
Fin
Wer sich bis hier hin durch gekämpft hat: Danke, ich musste das einfach mal los werden.
In
diesem Sinne werde ich mich auch hier so langsam etwas zurückziehen.
Ein tolles Forum und eine wunderbare Community ist das hier. So viele
Fragen die mir hier schon beantwortet wurden. Vom Komischen "Warum will
mein Auto das ich das Lenkrad gerade stelle" Beim Starten bis zum
obligatorischen "Ist das normal das dies und jenes Geräusch jetzt kommt"
Hab ich hier immer gefunden was ich suchte.
Macht weiter so, und wer weiß, vielleicht bin ich ja schneller zurück als man denkt