Hallo,
J-2 Coupe bringt es auf den Punkt. Würde man in Deutschland auch mehr die anderen Vergehen ahnden wäre der Verkehrsfluss eindeutig besser und die Kassen noch mehr gefüllt. Teilweise sehe ich aber auch die Schuld in der Gesetzgebung bzw. vielmehr in der Interpretation dieser. Gerade was die Regelungen auf Autobahnen angeht sind diese recht schwammig und werden uns bereits in der Fahrausbildung u. U. falsch vermittelt.
Beispiel 1: Laut STVO soll man, sofern möglich, einem die Auffahrt auf die Autobahn ermöglichen, sprich auf die linke Spur wechseln. Die meisten Autofahrer interpretieren dies aber so, dass man ruhig auf die Autobahn "kriechen" kann, der von hinten kommende muss dann halt bremsen, erst Recht wenn es ein LKW, der eh nur 80 fahren darf, ist.
Das "Kriechen" kommt natürlich auch durch die Fahrausbildung, insbesondere dem Umweltfragebogen, denn wir MÜSSEN ja möglichst früh hochschalten.
Beispiel 2: Laut STVO darf man auf einer Autobahn mit mehr wie 2 Spuren die mittleren Fahrspuren durchgehend befahren, wenn auf der rechten Spur nur hin und wieder ein Fahrzeug fährt. Dagegen war vor 30 Jahren auch nichts einzuwenden, aber inzwischen ist dieser Paragraph überholt und steht im Widerspruch zu Paragraph 1, der besagt dass man andere nicht gefährden, behindern oder belästigen darf.
Gegen letzteres verstoßen natürlich auch die Elefantenrennen, die der Anlass für die geplante Gesetztesänderung und damit der Anstoss zu diesem Thread sind. Sicher gibt es A...löcher unter den LKW-Fahrern die sich unkollegial verhalten, z. B. bei Überholverbot genau 80 fahren und wenn es aufgehoben wird erst wieder Gas geben wenn ein anderer LKW sie überholt und auf gleicher Höhe ist, aber in den meisten Fällen haben die langen Überholmannöver einen anderen Grund, der eine LKW ist in der Steigung schneller und der andere im Gefälle, der eine fährt mit und der andere ohne Tempomat.
Zudem hat unsere Gesetzgebung die Elefantenrennen massiv verlängert. Ich selbst hab zwar keinen LKW-Führerschein, aber mein Vater war bis zu Rente Berufskraftfahrer, mein Bruder ist "Trucker" und ich selbst habe 1996/1997 im Nutzfahrzeughandel gearbeitet und konnte dank einer Grauzone im Gesetz teilweise die großen LKWs mit roter Nummer fahren. 1996/1997 ist insoweit interessant, da dies die Zeit war wo der Geschwindigkeitsbegrenzer für LKWs eingeführt wurde. Zwar galt auch schon davor die 80-Km/h-Grenze, aber immerhin konnte der Überholende bei Bedarf auch mal kurz Gas geben um einen Überholvorgang zu verkürzen.
Zwar sind mir die Elefantenrennen teilweise auch ein Dorn im Auge - insbesondere wenn sie innerhalb eines Überholverbots erfolgen, aber rein theoretisch wären sie noch länger wenn der Überholende sich an die Mindestabstände von 50 Meter halten würde, welchen er nicht nur vor dem Überholvorgang nicht unterschreiten darf sondern eigentlich auch vor dem Einscheren zum Hintermann wieder hergestellt haben muss. Von daher rege ich mich auf Autobahnen über diese weniger auf wie über einen Großteil der PKW-Fahrer, Spurwechsel ohne zu blinken, den von mir eingehaltenen Sicherheitsabstand zum Vordermann dazu zu nutzen sich reinzudrängeln und mich zum Abbremsen zwingen da man das Gaspedal nicht findet, 200 Meter vor der Abfahrt noch überholen um dann direkt vor einem die Fahrbahn mit durchgetretener Bremse zu kreuzen, nicht wissen wie ein Reißverschluss funktioniert, Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorieren aber dann auf freier Strecke mit 130 die linke Spur blockieren weil in 2 km einer auf der rechten Spur fährt.
Früher bin ich gerne Autobahn gefahren und heute bin ich froh wenn ich es nicht muss.
Gruß
Hans