Etwas bei einem Geschäft vor Ort zu kaufen ist ... auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen .. wie auf einem Flohmarkt.
Preise sind für mich IMMER und ohne Ausnahme das erste Angebot eines Händlers an mich als Kunden. Allerdings verhandel ich nicht überall und ständig. Bei Lebensmittel und bei Bücher fiele mir das kaum ein - da würde ich bei guter Qualität auch mal mehr bezahlen wollen. Aber Kleidung oder Möbel immer. Auch da wäre ich bei guter Qualität zu mehr bereit ... bzw. verzichte dann mal auf größere Rabatte.
Beim jetzigen Auto war es so: Online-Angebot erstellen lassen. Mir den dann genannten Onlinehändler vom Ort her angesehen und die Fahrstrecke sowie bei Reklamationen den Aufwand abgeschätzt. Kontakt zu drei Vor-Ort-Händlern aufgenommen. Deren "seriöses Antworten" gefühlsmäßig eingeschätzt. Meinen "Lieblingshändler" schließlich mit einer klaren Preisvorstellung von mir direkt konfrontriert und ... weil er erst keinen Rabatt in der Höhe überhaupt für möglich hielt mit dem bis dahin besten Angebot (Online mit 20%) überzeugt. Soviel wollte er dennoch nicht geben. Und das kann ich auch verstehen. Beide Seiten sollen ja hinterher ihren Spaß daran haben. So sind es 18% geworden und es gab noch ein kleines Zusatzbonbon in Form einer Dachträgerreling in Alu obendrauf.
Meine Vorteile: kurze Anfahrtswege und das Gefühl, einen (hoffentlich dauerhaft) verlässlichen Ansprechpartner zu haben. Sein Vorteil: einen zufriedenen Kunden gewonnen zu haben, der auch was Propaganda für ihn macht (solange die Verlässlichkeit anhält).
Aber dazu muss in den Verhandlungen auch die innere Überzeugungskraft mitspielen. Für mich gibt es eine innere Grenze, die ich zuvor nur für mich gezogen habe. Es müssen dann schon sehr gute Argumente kommen, um mich über die Grenze zu bewegen. Das kommt auch vor, weil ich wirklich längst nicht alles berücksichtigen kann .. ich bin ja nicht allwissend. Diese Linie sage ich aber nicht am Anfang als Ausgangspunkt, sondern fange ... wie auf dem Flohmarkt .. auch niedriger an. Es muss schon noch genug Beweglichkeit für mich übrig bleiben. Der nächste Punkt ist: Immer als Erster den zu verhandelnden Neupreis nennen. Wer zuerst den zu verhandelnden Eckpreis benennt, markiert den Ausgangspunkt. Das ist nie der Listenpreis, sondern mein realer Bezahlwille. Ein No-Go ist die Frage: "Wieviel können Sie mir denn entgegenkommen?" Das signalisiert: "Ich habe keinen eigenen festen Standpunkt. Bitte helfen Sie mir dabei." Aus dem Grund muss man sich auch vor der Verhandlung ein paar Gedanken gemacht haben. Und dazu gehört in erster Linie die Klarheit über das eigene Budget und über andere (Online-)Preisangebote.
Ein erstes Gespräch muss auch nicht erfolgreich sein. Ich hinterlasse auch gerne meine "Duftmarke", indem ich aufstehe und sage: "Sie kennen nun meine Vorstellung. Ich habe Ihre gehört. Rufen Sie mich an, wenn Sie es sich neu überlegen wollen. Ich sage Ihnen meinerseits Bescheid, wenn ich wo anders fündig werde. Bevor ich dort endgültig kaufe, rufe ich Sie noch an und erkunde, ob wir uns nicht einigen können." Und genau das tue ich auch. An seine eigenen Zusagen MUSS man sich dann auch halten. Verlässlichkeit ist wichtig für eine mögliche Zukunft, wo man sich erneut begegnen könnte.
In einem wirklich guten Fachgeschäft - auch mit gehobenen Preisen - ging es um Kleidung. Angeblich war gar kein Rabatt möglich. Also habe ich von vier Sachen zwei zurückgegeben und liegen lassen. Die anderen waren wirklich ganz nach meinem Geschmack. Aber ich habe gesagt: "Das war mein letzter Kauf hier unter diesen Voraussetzungen." Nun waren meine Lebensgefährtin und ich durchaus nochmal wieder in dem Laden - für sie. Diese meine Haltung nannte ich dann auch dem Verkäufer, der mich nach MEINEN Wünschen fragte. "Bedaure, ich würde schon was finden. Aber Sie haben beim letzten Mal keinen Rabatt gewährt und solange diese Haltung weiterbesteht, werde ich mich erst garnicht umsehen. Ich bin nur in Begleitung diese sympathischen Dame hier. Fragen Sie die Geschäftsleitung nach Rabattmöglichkeiten und ich sehe mich um." Daraufhin kam die Rückfrage, was mich denn interessieren könnte. Also hab ich ausgesucht. An der Kasse aber erneut: "Wir dachten, Sie scherzen. Nein, nein, wir gewähren keine Rabatte." Also blieben die Sachen im Laden.
Ich will damit niemanden ärgern, und ich ärgere mich auch nicht. Wichtig ist, sich gegenseitig mit Fairness und Respekt zu behandeln und nie unverschämt zu werden. Dann kann man ganz normal über alles reden.